Konflikte im Pflegealltag: Wie Kommunikation hilft, wenn’s brenzlig wird!
Autor: Maximilian Weipprecht
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Kategorie: Kommunikation/Rhetorik
Zusammenfassung: Im Podcast „Take Care“ erklärt Kommunikationsexperte Maximilian Weipprecht, wie Pflegende mit Ich-Botschaften, Metakommunikation und Selbstfürsorge Konflikte deeskalieren können. Perfekte Kommunikation ist nicht das Ziel – entscheidend sind Achtsamkeit und eine klare Haltung im Umgang miteinander.
Konflikte im Pflegealltag: Was hilft, wenn Kommunikation eskaliert?
Maximilian Weipprecht im „Take Care“-Podcast über Deeskalation, Ich-Botschaften und Selbstfürsorge im Stress
Ein respektloser Ton. Eine überforderte Angehörige. Ein Patient, der laut wird.
Und plötzlich: Stress, Enge, innere Alarmbereitschaft. Im Körper übernimmt das emotionale Notfallprogramm. Im Gehirn: Amygdala-Hijack – also die Übernahme durch den „Gefahrenmelder“ im limbischen System, der Kampf oder Flucht einleitet, während das rationale Denken offline geht.
Was das mit Kommunikation in der Pflege zu tun hat – und wie Pflegende in solchen Situationen besser, klarer und sicherer reagieren können, erklärt Kommunikationsexperte Maximilian Weipprecht im Gespräch mit Jenny Kunert in einer bewegenden Folge des Pflegepodcasts „Take Care“.
🎧 Jetzt reinhören:
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Ein schwieriger Ton – und plötzlich brennt die Luft
Jenny Kunert schildert eindrucksvoll, wie sie früher selbst auf angespannte Situationen reagierte – etwa, wenn ihr jemand auf dem Flur laut oder respektlos begegnete:
„Ich habe gesagt: Sie brauchen was von mir – nicht ich von Ihnen! Ich möchte ich mit Respekt behandelt werden.“
Ihre heutige Einschätzung: Das war der Moment, in dem die Amygdala übernommen hat – der „Amygdala-Hijack“, wie er im Fachjargon genannt wird. Eine Überreaktion des Gehirns auf eine gefühlte Bedrohung – rational schwer zu kontrollieren, emotional vollkommen nachvollziehbar.
Maximilian ergänzt:
„Das kennen wir alle. Es sind genau diese Mikro-Momente – im Vorbeigehen, beim Reinkommen, beim Übergabegespräch – in denen unser Reaktionssystem übernimmt.“
Der Körper geht in Alarmstellung, und was dann oft folgt, sind sogenannte „Killersätze“ wie:
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„So lasse ich nicht mit mir reden!“
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„Dann sollen Sie halt jemand anderen fragen!“
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„Ich bin nicht Ihr Fußabtreter.“
Sätze, die verständlich sind, aber leider meist nicht deeskalierend wirken – weder bei Patient:innen noch bei Angehörigen.
Ich-Botschaften: Klar kommunizieren, ohne Eskalation
Ein zentrales Thema in der Folge sind Ich-Botschaften, die – anders als Du-Vorwürfe – nicht angreifen, sondern die eigene Wahrnehmung beschreiben:
„Ich fühle mich gerade überfordert.“
„Ich nehme wahr, dass hier viel Spannung im Raum ist.“
Maximilian betont, dass diese Formulierung nicht nur empathischer ist, sondern auch das Gegenüber automatisch entwaffnet:
„Wenn ich bei mir bleibe, kann ich spiegeln, was ich brauche – ohne dass der andere sich sofort verteidigt.“
Metakommunikation – reden über das, was gerade passiert
Die Folge geht auch einen Schritt weiter: Metakommunikation wird als Werkzeug vorgestellt, mit dem sich Situationen klären lassen, bevor sie eskalieren.
„Ich sage dann vielleicht: Ich spüre, das Gespräch kippt gerade – können wir einmal kurz schauen, was hier gerade passiert?“ – so Jenny Kunert.
Metakommunikation schafft einen Rahmen, in dem sich Menschen wieder begegnen können – auch wenn sie sich gerade sprachlich verloren haben.
„Hmm.“ – Die Macht des aktiven Zuhörens
Ein überraschender Aha-Moment im Podcast ist das Thema zustimmendes Summen – ein einfaches „Hmm“, das Jenny als beruhigend und verbindend beschreibt.
„Ich habe mich im Gespräch total abgeholt gefühlt – obwohl wir gar nicht gestritten haben. Es war einfach das Gefühl: Ich werde gehört.“
Maximilian freut sich über die Rückmeldung:
„Das mache ich ganz automatisch. Es zeigt: Ich bin aufmerksam. Ich bin da. Und das beruhigt – sogar ohne Worte.“
Rausgehen, wenn’s kippt – und: Hilfe holen ist Stärke
Ein zentraler Appell in der Folge: Pflegende dürfen und sollen sich rausnehmen, wenn eine Situation zu eskalieren droht.
Jenny formuliert es so:
„Wenn ich merke, mir entgleitet die Situation – dann gehe ich einfach raus. Ich atme durch. Ich sortiere mich. Und dann kann ich wieder rein.“
Maximilian unterstreicht:
„Das ist kein Versagen. Das ist Selbstführung. Und manchmal bedeutet professionelle Kommunikation auch: Ich lasse jemand anderen übernehmen.“
Ob bei Patient:innen, Angehörigen oder Kolleg:innen – Hilfe holen bedeutet nicht Schwäche, sondern Verantwortungsbewusstsein.
Fazit: Perfektion ist kein Ziel – Haltung schon
Am Ende steht eine klare, entlastende Botschaft:
„Diese Folge soll nicht den Anspruch vermitteln, dass man immer alles richtig machen muss“, sagt Jenny. „Aber vielleicht erinnert ihr euch im richtigen Moment an eines der Tools – und könnt es ausprobieren.“
„Es geht nicht um perfekte Kommunikation“, ergänzt Maximilian, „sondern um eine Haltung der Achtsamkeit – sich selbst und anderen gegenüber.“
Maximilian Weipprecht – Kommunikation mit Klarheit & Haltung
Als Trainer für Kommunikation, Vertrieb und Führung unterstützt Maximilian Weipprecht Menschen in herausfordernden Rollen dabei, sich selbst treu zu bleiben, klar zu sprechen und professionell zu handeln – auch wenn’s emotional wird.
Er kombiniert psychologische Tiefe mit praktischen Tools – für den Pflegealltag, für Führung, für Dialog auf Augenhöhe.
📩 Kontakt & weitere Infos:
👉 www.maximilianweipprecht.de/kontakt
Podcast-Info:
🎙️ „Take Care“ – der Pflegepodcast vom Georg Thieme Verlag
Redaktion: Katrin Hilkens · Moderation: Jenny Kunert · Produktion: Daniel Dünchem · Cover: Heike Gutörlein