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Milliardenschwere Steuersenkungen: Hoffnung auf Wachstum, aber Unsicherheiten bleiben
Die Bundesregierung hat ein umfassendes Entlastungspaket für die Wirtschaft beschlossen, das bis 2029 Unternehmen um fast 46 Milliarden Euro entlasten soll. Geplant sind unter anderem Sonderabschreibungen für Elektro-Fahrzeuge, Abschreibungen auf Maschinen und Anlagen sowie eine sinkende Körperschaftssteuer. Experten wie Carsten Mumm, Chefvolkswirt von Donner & Reuschel, sehen darin einen psychologischen Effekt, der die Stimmung bei Unternehmen und Konsumenten aufhellen und Investitionen sowie Konsum ankurbeln könnte. Allerdings dürften sich die Auswirkungen in diesem Jahr noch in Grenzen halten, da das erste Halbjahr bereits vorbei ist. Robin Winkler, Chefvolkswirt Deutschland der Deutschen Bank, prognostiziert für das Wirtschaftswachstum 2026 einen „kleinen positiven Beitrag“ und erwartet für das kommende Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,5 Prozent. Michael Heise von HQ Trust und Thomas Gitzel von der VP Bank schätzen, dass die Maßnahmen 2026 zwischen 0,25 und 0,4 Prozent Wachstum beisteuern könnten, insbesondere in Verbindung mit dem Infrastrukturpaket. Kritik kommt vom Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), der gezielte Impulse für den Mittelstand vermisst. Die Körperschaftssteuer soll laut Kabinettsbeschluss erst ab 2028 schrittweise sinken. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht das Paket als wichtiges Signal, aber noch keinen Befreiungsschlag und fordert weitere Schritte sowie eine durchgreifende Digitalisierung der Prozesse. (Quelle: tagesschau.de)
Maßnahme | Zeitraum | Entlastungsvolumen |
---|---|---|
Sonderabschreibungen E-Fahrzeuge, Maschinen, Anlagen | bis 2029 | fast 46 Mrd. Euro |
Körperschaftssteuer-Senkung | ab 2028 | schrittweise |
- Wachstumseffekt 2026 laut Experten: 0,25 bis 0,4 Prozent
- Prognose BIP-Anstieg 2026: 1,5 Prozent
- Hauptkritik: fehlende gezielte Impulse für Mittelstand, Bürokratieabbau gefordert
Infobox: Das Entlastungspaket setzt auf steuerliche Anreize und Abschreibungen, stößt aber auf Kritik wegen fehlender Maßnahmen für den Mittelstand und bleibt laut Experten nur ein erster Schritt.
Industrie: Trendwende bei Aufträgen, aber Unsicherheit bleibt
Die deutsche Industrie verzeichnet im April den zweiten Monat in Folge einen Anstieg der Aufträge. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts legten die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe im Monatsvergleich um 0,6 Prozent zu. Im März hatte es bereits einen Anstieg von 3,4 Prozent gegeben. Analysten hatten im April mit einem Rückgang um 1,5 Prozent gerechnet, wurden also positiv überrascht. Im Jahresvergleich stiegen die Neuaufträge im April um 4,8 Prozent, während ein Plus von 3,9 Prozent erwartet worden war. Besonders die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen sowie der sonstige Fahrzeugbau (u.a. Flugzeuge, Militärfahrzeuge) trugen zum Wachstum bei. Das Bundeswirtschaftsministerium warnt jedoch, dass angesichts der anhaltend hohen handelspolitischen Unsicherheit und der weiterhin gedämpften Unternehmensstimmung unklar bleibt, ob die Industrienachfrage im zweiten Quartal weiter zulegen kann. (Quelle: SZ.de)
Monat | Veränderung der Aufträge (Monatsvergleich) | Veränderung der Aufträge (Jahresvergleich) |
---|---|---|
März 2025 | +3,4 % | - |
April 2025 | +0,6 % | +4,8 % |
- Analystenerwartung April: -1,5 % (tatsächlich +0,6 %)
- Wachstumstreiber: Datenverarbeitungsgeräte, Elektronik, sonstiger Fahrzeugbau
- Risiko: hohe handelspolitische Unsicherheit
Infobox: Die Industrie zeigt Anzeichen einer Erholung, doch die weitere Entwicklung bleibt angesichts globaler Unsicherheiten fraglich.
Chinas Exportbeschränkungen: Gefahr für deutsche Lieferketten
Chinas strenge Exportbeschränkungen für bestimmte Mineralien, insbesondere schwere seltene Erden wie Holmium, Erbium, Thulium, Ytttrium und Ytterbium, bereiten der deutschen Wirtschaft große Sorgen. China kontrolliert rund 70 Prozent der weltweiten Förderkapazitäten dieser Rohstoffe, die vor allem für Permanentmagnete in Elektromotoren benötigt werden. Ein Mangel an diesen seltenen Erden könnte laut Experten das Potenzial haben, eine neue Chipkrise auszulösen. Die EU-Handelskammer in Peking berichtet, dass Hunderte europäische Unternehmen betroffen sind, da sich viele Exportanträge bei den chinesischen Behörden stauen. Während Autobauer wie Mercedes, BMW und Volkswagen derzeit keine negativen Auswirkungen auf die Produktion melden, sieht der Zulieferer ZF bereits erste Auswirkungen in den Lieferketten einiger Lieferanten. Industrieverbände wie der ZVEI und der VDMA fordern ein stärkeres Eingreifen der EU-Kommission. (Quelle: MM MaschinenMarkt)
- China hält 70 % der Förderkapazitäten schwerer seltener Erden
- Betroffene Branchen: Automobilindustrie, Elektromotorenhersteller
- Risiko: Lieferunterbrechungen, neue Chipkrise möglich
- Forderung: stärkere Intervention der EU-Kommission
Infobox: Die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen bleibt ein zentrales Risiko für die deutsche Industrie, insbesondere für Zukunftstechnologien.
Kritik und Chancen: Steuerpaket als Investitionsbooster
Das vom Bundeskabinett beschlossene Steuerpaket, auch als „Investitionsbooster“ bezeichnet, sieht vor, dass Unternehmen Investitionen in Wirtschaftsgüter über drei Jahre lang jeweils mit bis zu 30 Prozent abschreiben können. Ab 2028 soll die Körperschaftssteuer sinken. Die Maßnahme soll die Wirtschaft ankurbeln, stößt aber auf Skepsis. Laut einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade wird die Zahl der Insolvenzen in diesem Jahr voraussichtlich höher ausfallen als im Vorjahr. Die Geschäftslage, der Ausblick und die Stimmung bei den Unternehmen sind bereits deutlich eingetrübt. Experten fordern neben Steuersenkungen auch Entlastungen bei Bürokratie und Sozialabgaben. Positiv wird gesehen, dass das Paket das Vertrauen der Wirtschaft in die Politik stärken könnte, nachdem der Ruf der Bundesregierung durch das Aussetzen von Förderprogrammen gelitten hatte. (Quelle: Berliner Morgenpost)
- Abschreibungen: 3 Jahre, bis zu 30 % pro Jahr
- Körperschaftssteuer-Senkung ab 2028
- Steigende Insolvenzen erwartet
- Forderung: Bürokratieabbau, Entlastung bei Sozialabgaben
Infobox: Das Steuerpaket wird als Signal gewertet, reicht aber nach Ansicht vieler Experten nicht aus, um die Wirtschaft nachhaltig zu stärken.
Regionale Auswirkungen: US-Zölle und Steuerentlastungen
Das Bundeskabinett hat ein Steuerpaket zur Entlastung der Wirtschaft beschlossen, das unter anderem schnellere Abschreibungen für Unternehmen vorsieht. Firmen können Investitionen in Wirtschaftsgüter über drei Jahre mit bis zu 30 Prozent abschreiben. Ab 2028 ist eine Senkung der Körperschaftssteuer geplant. Gleichzeitig sorgen die auf 50 Prozent erhöhten US-Zölle auf Stahl und Aluminium für Verunsicherung, insbesondere in Baden-Württemberg, wo die Exportwirtschaft stark betroffen ist. Eine Umfrage der IHK Region Stuttgart zeigt, dass die sprunghafte Zollpolitik des US-Präsidenten für Unsicherheit sorgt. Der Arbeitskreis Steuerschätzung rechnet zudem damit, dass Bund, Länder und Kommunen bis 2029 rund 81 Milliarden Euro weniger Steuern einnehmen werden als bisher erwartet. (Quelle: SWR)
Maßnahme | Details |
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Abschreibungen | 3 Jahre, bis zu 30 % pro Jahr |
Körperschaftssteuer | Senkung ab 2028 |
US-Zölle | Erhöhung auf 50 % für Stahl und Aluminium |
Steuermindereinnahmen | 81 Mrd. Euro bis 2029 |
- Exportwirtschaft in Baden-Württemberg besonders betroffen
- Unsicherheit durch US-Zollpolitik
- Steuerentlastungen sollen Investitionen ankurbeln
Infobox: Steuerliche Entlastungen treffen auf internationale Handelskonflikte und sinkende Steuereinnahmen – die Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft bleiben groß.
Quellen:
- Was bringen die Steuersenkungen für das Wachstum in Deutschland?
- Trendwende in Sicht - Wieder mehr Aufträge für deutsche Industrie - Wirtschaft
- Chinas Exportbeschränkungen: Deutsche Wirtschaft fürchtet Rohstoffengpässe
- Wirtschaft vor acht
- Klingbeils Steuerpaket ist kein Allheilmittel für die Wirtschaft
- Info-Date am Mittag: Entlastungen für Wirtschaft beschlossen ++ US-Zölle sorgen in BW für Verunsicherung