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Immer mehr Unternehmer geben auf – Unternehmensschließungen auf Höchststand seit 2011
Die deutsche Wirtschaft hat im vergangenen Jahr fast 200.000 Unternehmen verloren. Laut einer gemeinsamen Analyse von Creditreform und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) lag die Zahl der Unternehmensschließungen 2024 bei 196.100. Das entspricht einem Anstieg von 16 Prozent gegenüber 2023 und markiert den höchsten Wert seit 2011.
Besonders alarmierend ist der Anstieg der Schließungen in energieintensiven Branchen: Hier wurden 1.050 Betriebsschließungen gezählt, was einem Plus von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch in der Pharma- und Chemieindustrie sowie im Gesundheitswesen war die Zahl der Schließungen ungewöhnlich hoch. Im Bereich IT, Produktentwicklung, Umwelttechnik und Diagnostik stieg die Zahl der Schließungen um etwa ein Viertel, rund 13.800 Unternehmen dieser Branche mussten 2024 aufgeben.
ZEW-Forscherin Sandra Gottschalk betont, dass gerade diese Zukunftsbranchen eigentlich wachsen müssten. Der gravierende Fachkräftemangel führe jedoch dazu, dass Unternehmen nicht genug Aufträge annehmen können, um wirtschaftlich zu arbeiten. Auch größere Betriebe sind zunehmend betroffen. Viele Unternehmen verlagern ihre Produktion ins Ausland, schließen Standorte oder investieren nicht mehr in Deutschland. Hinzu kommen Probleme bei der Nachfolgeregelung, Todes- oder Krankheitsfälle sowie eine wachsende Präferenz junger Menschen für abhängige Beschäftigung statt Selbstständigkeit.
Jahr | Unternehmensschließungen | Veränderung zum Vorjahr |
---|---|---|
2024 | 196.100 | +16 % |
2023 | ca. 169.000 | - |
- 1.050 Schließungen in energieintensiven Branchen (+26 %)
- 13.800 Schließungen im Bereich IT, Produktentwicklung, Umwelttechnik und Diagnostik (+25 %)
Quelle: tagesschau.de
„Die Schließungszahlen sind in allen Wirtschaftsbereichen alarmierend“, sagt der Creditreform-Wirtschaftsforscher Patrik-Ludwig Hantzsch.
Infobox: Die Zahl der Unternehmensschließungen in Deutschland ist 2024 auf den höchsten Stand seit 2011 gestiegen. Besonders betroffen sind energieintensive Branchen und Zukunftssektoren wie IT und Umwelttechnik. Hauptgründe sind hohe Energiekosten, Fachkräftemangel und fehlende Nachfolger.
Welthandel: Positive Signale im Zollstreit zwischen USA und EU
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil sieht nach Gesprächen im Kreis der G7-Finanzminister positive Signale im Konflikt um die US-Zollpolitik. Klingbeil bezeichnete seinen amerikanischen Kollegen Scott Bessent als sehr konstruktiv und lösungsorientiert. Weitere Treffen wurden bereits vereinbart, um in den kommenden Wochen Lösungen zu finden.
US-Präsident Donald Trump hatte zuvor hohe Zölle auf Waren aus aller Welt verhängt oder angekündigt, was zu Unsicherheiten im Welthandel führte. Die G7-Gruppe, bestehend aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und den USA, bekräftigte zudem ihre Solidarität mit der Ukraine und unterstützte die Bemühungen der Bundesregierung, Deutschland wieder auf Wachstumskurs zu bringen.
- G7-Finanzminister sehen konstruktiven Dialog mit den USA
- Weitere Verhandlungen zwischen EU-Kommission und US-Seite geplant
- G7 bekräftigt Unterstützung für die Ukraine
Quelle: SZ.de
„Wir waren uns vor allem einig darin, dass wir Lösungen finden wollen.“ (Lars Klingbeil, Bundesfinanzminister)
Infobox: Im Zollstreit zwischen den USA und der EU gibt es laut Bundesfinanzminister Klingbeil positive Signale. Die G7-Staaten wollen in den kommenden Wochen an Lösungen arbeiten und bekräftigen ihre Unterstützung für die Ukraine.
Russlands Wirtschaft am Boden: Großunternehmen zieht drastische Konsequenzen
Russlands größter Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen, Rostselmash, hat angekündigt, im Juni alle 15.000 Mitarbeiter zu beurlauben. Grund dafür ist ein drastischer Rückgang der Nachfrage und ein Einbruch der Exporte. Die Verkäufe von Mähdreschern sind laut Unternehmensangaben um 76 Prozent eingebrochen, bei Feldhäckslern beträgt das Minus 49 Prozent und bei Knicklenkertraktoren 48 Prozent (Vergleich: erstes Quartal 2021 zu erstem Quartal 2025).
Im Jahr 2024 verzeichnete Rostselmash ein Einnahmenminus von fast 20 Milliarden Rubel (965 Millionen Euro). Das Unternehmen hatte bereits im März 2025 eine Viertagewoche eingeführt und im April die Belegschaft um 2.000 Mitarbeiter reduziert. Die Juni-Beurlaubung ersetzt den sonst üblichen Jahresurlaub im August oder September. Die Ursachen liegen unter anderem in den westlichen Sanktionen, die den Zugang zu wichtigen Exportmärkten wie der EU und den USA versperren. Die Inflation in Russland liegt weiterhin bei 10,20 Prozent, die Zentralbank hat die Leitzinsen erhöht.
Produkt | Verkaufsrückgang (2021-2025) |
---|---|
Mähdrescher | -76 % |
Feldhäcksler | -49 % |
Knicklenkertraktoren | -48 % |
- 15.000 Mitarbeiter im Juni 2025 beurlaubt
- Einnahmenminus 2024: 20 Milliarden Rubel (965 Millionen Euro)
- Inflation in Russland: 10,20 Prozent
Quelle: Frankfurter Rundschau
„Die Bauern haben kein Geld, um sich das Equipment zu kaufen, das sie brauchen, und der Markt ist daraufhin drastisch gesunken“, zitierte die Moscow Times das Unternehmen.
Infobox: Die russische Wirtschaft leidet unter massiven Einbrüchen im Agrarsektor. Rostselmash muss 15.000 Mitarbeiter beurlauben, die Verkäufe sind um bis zu 76 Prozent eingebrochen. Hauptursachen sind Sanktionen und die hohe Inflation.
CDU plant Sofortprogramm zur Stärkung der deutschen Wirtschaft
Die CDU-Politikerin Gitta Connemann hat ein Sofortprogramm zur Stärkung der deutschen Wirtschaft angekündigt. Bereits bis zum 11. Juli soll ein Maßnahmenpaket vorgelegt werden, das sich auf die größten Probleme konzentriert. Im Fokus stehen die Senkung der Energiekosten durch Reduzierung der Stromsteuer auf das europäisch zulässige Mindestmaß, niedrigere Netzentgelte und Umlagen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Förderung von Investitionen durch einen „Investitionsbooster“ mittels Abschreibungen. CDU, CSU und SPD haben vereinbart, dass Unternehmen ab 2025 drei Jahre lang Ausrüstungsinvestitionen mit je 30 Prozent abschreiben können. Zudem soll die Bürokratie abgebaut werden, um Effizienz und Motivation zu steigern. Das Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsweisen prognostizierte im Herbst 2024 ein Wachstum von 0,4 Prozent für das laufende Jahr.
- Sofortprogramm bis 11. Juli angekündigt
- Stromsteuer und Netzentgelte sollen gesenkt werden
- Ab 2025: Drei Jahre lang 30 % Abschreibung auf Ausrüstungsinvestitionen
- Prognose der Wirtschaftsweisen: 0,4 % Wachstum für 2025
Quelle: T-Online
„Wir wissen, dass wir keine 100 Tage haben – das heißt, wir werden schon bis zum 11. Juli ein Programm vorlegen mit den ersten Sofortmaßnahmen“, sagte Connemann.
Infobox: Die CDU will mit einem Sofortprogramm die Wirtschaft stärken. Geplant sind unter anderem niedrigere Energiekosten, ein Investitionsbooster und Bürokratieabbau. Die Prognose für das Wirtschaftswachstum bleibt verhalten.
Quellen:
- Immer mehr Unternehmer geben auf
- Deutsche Wirtschaft: Choose Germany oder Save Bitterfeld – was ist die beste Wirtschaftspolitik?
- Welthandel - Klingbeil sieht positive Signale im Zollstreit - Wirtschaft
- Wirtschaft vor acht
- Russlands Wirtschaft am Boden: Großunternehmen zieht drastische Konsequenzen
- "Wir haben keine 100 Tage": CDU plant Sofortprogramm zur Stärkung der Wirtschaft