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Chinas Wirtschaft am Scheideweg: Deflation, Überkapazitäten und ein harter Preiskampf
Die chinesische Volkswirtschaft befindet sich laut Berliner Morgenpost in einem Erschöpfungszustand. Unternehmen produzieren zwar auf Hochtouren, erzielen jedoch kaum noch Gewinne. Besonders deutlich wird dies am Beispiel des Elektroautobauers BYD: Dessen Top-Managerin Stella Li sprach in einem Interview von einem „extrem brutalen Preiskampf“ und bezeichnete das aktuelle Wettbewerbsniveau als „nicht nachhaltig“.
Das Pekinger Statistikamt bestätigte diese Entwicklung mit aktuellen Zahlen: Die Erzeugerpreise sind im Juni um 3,6 Prozent eingebrochen – ein besonders drastischer Rückgang, der auf eine deflationäre Tendenz hindeutet. Deflation bedeutet, dass Unternehmen weniger verdienen und der reale Wert von Schulden steigt. Jörg Wuttke, langjähriger China-Experte, betont: „Wir haben eine Situation, in der kaum noch eine Firma Gewinn macht.“
Die Ursachen liegen in der chinesischen Industriepolitik: Staatliche Subventionen und Fünfjahrespläne führen dazu, dass auch unprofitable Unternehmen künstlich am Leben gehalten werden. Das Resultat sind massive Überkapazitäten, die zu Dumpingpreisen auf den Weltmärkten führen. Besonders betroffen sind Branchen wie Solarenergie, Windenergie, Batterien und Elektroautos. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warf China vor, „die Weltmärkte mit subventionierten Überkapazitäten zu überschwemmen“.
Mittlerweile gesteht auch die chinesische Regierung die Probleme ein. Im Magazin Qiushi wurde das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage sowie die schwache Binnennachfrage und Überkapazitäten als zentrale Herausforderungen benannt. Ein weiteres Problem ist der fehlende soziale Aufstieg: Das Schlagwort „Neijuan“ beschreibt das Gefühl, trotz harter Arbeit nicht voranzukommen – ein Gefühl, das auch viele Unternehmen teilen.
- Erzeugerpreise im Juni: -3,6 Prozent
- Kaum noch Unternehmen mit Gewinn
- Massive Überkapazitäten in Schlüsselbranchen
- Staatliche Subventionen halten unprofitable Firmen am Leben
- Deflation als zentrales Risiko für die Wirtschaft
Infobox: Chinas Wirtschaft kämpft mit Deflation, Überkapazitäten und einem ruinösen Preiskampf. Selbst Marktführer wie BYD sehen das aktuelle Wettbewerbsniveau als nicht nachhaltig an. (Quelle: Berliner Morgenpost)
Deutschland: Firmeninsolvenzen steigen weiter – besonders betroffen sind Verkehr, Bau und Gastgewerbe
Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist laut Statistischem Bundesamt im Juni um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Bereits im April wurden 2.125 endgültig beantragte Firmeninsolvenzen gezählt, was einem Anstieg von 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders betroffen sind die Branchen Verkehr und Lagerei (11,3 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen), Bau- und Gastgewerbe.
Die Auskunftei Creditreform meldete für das erste Halbjahr einen Anstieg der Insolvenzen um 9,4 Prozent auf 11.900 Fälle – der höchste Stand seit 2015. Die Forderungssumme der Gläubiger sank im April von 11,4 Milliarden Euro auf 2,5 Milliarden Euro, da es sich im Schnitt um kleinere Fälle handelte. Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg im April um 0,8 Prozent auf 6.328.
Als Gründe für die Pleitewelle werden schwache Nachfrage, steigende Kosten für Energie und Bürokratie sowie das Auslaufen der Coronahilfen genannt. Steffen Müller vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle betont, dass die Coronahilfen und niedrigen Zinsen viele Pleiten nur verzögert hätten. Nun finde eine Marktbereinigung statt, die Raum für zukunftsfähige Unternehmen schaffen soll.
„Der höchste April-Wert seit elf Jahren signalisiert klar, dass Deutschland nach wie vor große Standortprobleme hat“, erklärte Volker Treier, Chefanalyst der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). (Quelle: Ntv)
| Monat/Jahr | Firmeninsolvenzen | Verbraucherinsolvenzen | Forderungssumme (Mrd. €) |
|---|---|---|---|
| April 2025 | 2.125 | 6.238 | 2,5 |
| April 2024 | n/a | n/a | 11,4 |
| Juni 2025 | +2,4% ggü. Vorjahr | n/a | n/a |
- Firmeninsolvenzen im April: 2.125 (+11,5% zum Vorjahr)
- Forderungssumme im April: 2,5 Mrd. Euro (Vorjahr: 11,4 Mrd. Euro)
- Verbraucherinsolvenzen im April: 6.238 (+0,8% zum Vorjahr)
- Höchster Stand an Firmeninsolvenzen seit 2015 (Creditreform: 11.900 im 1. Halbjahr)
Infobox: Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland steigt weiter. Besonders betroffen sind Verkehr, Bau und Gastgewerbe. Die Forderungssumme der Gläubiger ist jedoch gesunken. (Quellen: DIE ZEIT, Ntv)
Russlands Wirtschaft unter Druck: Hohe Inflation, harte Sanktionen und steigende Zinsen
Russlands Wirtschaft steht laut Frankfurter Rundschau am Abgrund. Die Einnahmen aus Öl- und Gasverkäufen bleiben hinter den Erwartungen zurück, während die Opec plus die Fördermenge weiter steigern will, was die Preise zusätzlich drückt. Experten warnen vor einer drohenden Schuldenkrise, und die russische Regierung muss bereits auf Reserven zurückgreifen.
Die USA und die EU bereiten neue, härtere Sanktionen vor. US-Präsident Donald Trump kündigte „sehr harte“ Sanktionen an und sprach von einer „kleinen Überraschung“ für Russland. Die EU plant laut französischem Außenminister die härtesten Sanktionen seit 2022. Vladislav Inozemcev, Ökonom und Mitbegründer des Centers for Analysis and Strategies in Europe, wird zitiert: „Die russische Wirtschaft kann Frieden kaum erwarten.“
Die Inflation in Russland bleibt hoch: Im Mai stiegen die Verbraucherpreise um 0,43 Prozent, im April lag die Wachstumsrate bei 0,4 Prozent. Die jährliche Inflation erholte sich leicht auf 9,8 Prozent (April: 10,2 Prozent), während die Zentralbank ein Ziel von vier Prozent anstrebt. Der Leitzins lag im Juni bei 20,00 Prozent – ein historisch hoher Wert, der Investitionen erschwert und die Wirtschaft weiter schwächt. Die Zentralbank rechnet erst 2026 mit einer Rückkehr zur angestrebten Inflationsrate.
- Inflation im Mai: +0,43 Prozent
- Jährliche Inflation: 9,8 Prozent (April: 10,2 Prozent)
- Leitzins im Juni: 20,00 Prozent
- Neue Sanktionen der USA und EU angekündigt
- Russische Regierung greift auf Reserven zurück
„Die russische Wirtschaft kann Frieden kaum erwarten.“ (Vladislav Inozemcev, zitiert in der Frankfurter Rundschau)
Infobox: Russlands Wirtschaft leidet unter hohen Zinsen, anhaltender Inflation und neuen Sanktionsdrohungen aus den USA und der EU. Die Zentralbank hält den Leitzins bei 20,00 Prozent, eine Rückkehr zur Zielinflation wird erst 2026 erwartet. (Quelle: Frankfurter Rundschau)
Quellen:
- Wenn selbst BYD verzweifelt – Chinas Wirtschaft droht zu kippen
- Rezession: Zahl der insolventen Firmen steigt erneut
- Wirtschaft: Zahl der Firmeninsolvenzen ist im April deutlich gestiegen
- Wirtschaft vor acht
- Wachstumsbooster: Steuerpaket kurbelt Wirtschaft an
- Russlands Wirtschaft vor dem Abgrund: „Kann den Frieden kaum erwarten“














