Masterstudium "Safety and Disaster Management" an der Montanuniversität Leoben
An der Montanuniversität Leoben startet im Herbst das neue Masterstudium "Sicherheits- und Katastrophenmanagement". Ziel des Studiums ist es, zukünftige Risiko-Managerinnen und -Manager sowie Führungskräfte in praxisorientierten Seminaren und Trainings darauf vorzubereiten, proaktiv Risiken zu erkennen, adäquat zu kommunizieren, Gefahren abzuwehren und durch soziale Kompetenzen langfristig die Resilienz von Menschen zu fördern, die aufgrund eines Katastrophenereignisses psychologische Folgewirkungen davontragen. Renate Renner, Studiengangsverantwortliche, betont: "Krisen und unerwartete Ereignisse sind keine Frage des Ob, sondern des Wann."
Harald Raupenstrauch, Studiengangsbeauftragter, hebt hervor, dass besonders seltene, aber katastrophale Ereignisse problematisch sind, da hier oft die Erfahrung fehlt. Es sei wichtig zu verstehen, wie häufig ein Risiko auftritt, wie groß der mögliche Schaden ist und was man dagegen tun kann. Es gibt kein Universalrezept, wie man auf eine Krise reagiert, aber es existieren Vorgehensweisen, wie man sich einer Lösung nähert, ähnlich wie beim Militär. Wichtige Faktoren sind: Wie viel Zeit habe ich zu reagieren, was sind kritische Stellen, die kontaktiert werden müssen, und wie und an wen kommuniziere ich?
- Das Masterstudium ist interdisziplinär und englischsprachig.
- Es kombiniert technische, natur-, sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Fachgebiete.
- Zu Beginn gibt es ein Basismodul, um Studierende aus unterschiedlichen Disziplinen auf ein gemeinsames Wissensniveau zu bringen.
Ein Schwerpunkt liegt auf ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen, soziologischer und sozialpsychologischer Risiko- und Katastrophenforschung sowie Kommunikation, insbesondere Risiko-Krisenkommunikation und unternehmerische Risiko-Kommunikation. Die Studierenden werden gezielt in tiefenpsychologischen Ansätzen geschult, um in Krisenfällen adäquat kommunizieren zu können.
Im Ausbildungszentrum "Zentrum im Berg" in Eisenerz werden spezielle Trainings durchgeführt, unter anderem in Zusammenarbeit mit Geosphere Austria oder dem Deutschen Wetterdienst. Im Modul "Disasters triggered by Natural Hazards" werden Extremereignisse wie Klimawandel-Thematiken behandelt und die Frage, wie Warnungen einzuordnen und zu kommunizieren sind, thematisiert. Die Erfahrungen aus diesen Trainings werden in Seminaren theoretisch reflektiert.
Aktuelle Forschungsprojekte, die mit Fördergebern wie der EU, Ministerien oder Industriepartnern durchgeführt werden, sind in die Lehrveranstaltungen integriert. Studierende können aktiv mitwirken, etwa durch Masterarbeiten oder Analysen auf Basis projektgenerierter Literaturdatenbanken. Ergebnisse aus der Klimawandelforschung helfen beispielsweise, Climate Services besser zu verstehen oder bei Behörden eine Handlungsänderung herbeizuführen.
Neben Naturkatastrophen werden auch technische Katastrophen, wie Tunnelbrände, in Rollenspielen simuliert. Der technische Schwerpunkt war ein Auslöser für die Entwicklung des Masterstudiums. In früheren Lehrveranstaltungen lag der Fokus auf Sicherheitsaspekten in der chemischen Industrie, etwa Explosionen durch Stäube, Gase, Selbstentzündungsvorgänge und Brände. Es wurde erkannt, dass Naturgefahren wie Hochwasser, Lawinen oder Muren stärker berücksichtigt werden müssen.
Die Energiewende bringt neue sicherheitstechnische Herausforderungen mit sich, etwa durch immer mehr in Fahrzeugen verbaute Batterien. Ein beschädigter Akku kann zu Bränden führen, wobei Elektroautos selten, aber dann vollständig brennen. Auch das Nutzerverhalten spielt eine Rolle.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Mensch. In Risikoanalysen werden soziologische Vorgänge wie menschliches Versagen, Tagesverfassung oder unzureichende Kommunikation betrachtet. Firmen kommunizieren Risiken oft zu wenig oder zu genau, was Ängste schüren kann. Adäquate Risikokommunikation ist daher essenziell.
Die Studierenden lernen, wie Krisenkommunikation bei technologischen Katastrophen oder Unfällen, insbesondere in Bezug auf Massentraumata, funktioniert. Es geht nicht nur um die akute Bewältigung, sondern auch um die mittel- und langfristige Begleitung, um Trauma-Folgestörungen zu vermeiden. Renate Renner kritisiert, dass der wichtige Aufarbeitungsprozess nach einer Krise oft zu wenig Ressourcen oder Aufmerksamkeit erhält. Risikokommunikation sollte bereits im Vorfeld etabliert sein, Kanäle und Beziehungen zu Risikogruppen müssen bestehen, und der Austausch mit der Zielgruppe sollte kontinuierlich erfolgen.
Für das Masterstudium ist neben Fachkompetenz auch Persönlichkeit und interdisziplinäres Verständnis erforderlich. Es gibt ein Aufnahmeverfahren, um potenzielle Studierende kennenzulernen und wichtige Kompetenzen abzufragen. Das viersemestrige Masterstudium startet erstmals im Oktober 2025 und ist offen für alle Fachdisziplinen. Am 13. Juni 2025 findet ein öffentlicher Info-Tag an der Montanuni Leoben statt.
Studienstart | Oktober 2025 |
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Info-Tag | 13. Juni 2025 |
Dauer | 4 Semester |
Zielgruppe | Alle Fachdisziplinen, EU/EWR-Bürger inkl. Schweiz |
Infobox: Das neue Masterstudium "Safety and Disaster Management" an der Montanuniversität Leoben bereitet Studierende interdisziplinär auf den Umgang mit Risiken und Krisen vor. Neben technischen und naturwissenschaftlichen Inhalten stehen Kommunikation, Psychologie und Praxis im Fokus. Der Studienstart ist im Oktober 2025, Bewerbungen sind bis Herbst möglich. (Quelle: Salzburger Nachrichten)
Quellen: