Psychologie des Preises - Wie Zahlen unser Kaufverhalten steuern

28.11.2023 894 mal gelesen 0 Kommentare
  • Preispsychologie nutzt den Anker-Effekt, bei dem der erste gesehene Preis als Referenz für folgende Preise dient.
  • Ungerade Preise wie 9,99 € suggerieren ein Schnäppchen und steigern die Kaufbereitschaft.
  • Preisschwellen werden bewusst genutzt, da kleine Unterschreitungen großer runder Zahlen als deutlich günstiger wahrgenommen werden.

Die Macht der Preispsychologie

Wir alle treffen tagtäglich Kaufentscheidungen - ob beim wöchentlichen Lebensmitteleinkauf, beim Kauf eines neuen Smartphones oder beim Buchen des nächsten Urlaubs. Doch was beeinflusst eigentlich unsere Kaufentscheidungen? Neben Faktoren wie Qualität, Markentreue und persönlichem Geschmack spielt vor allem eines eine große Rolle: Der Preis.

Aber warum entscheiden wir uns oft für das Produkt, das 9,99€ kostet, anstatt für das, das 10€ kostet, obwohl der tatsächliche Preisunterschied minimal ist? Dies lässt sich mit der Preispsychologie erklären. In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt der Preispsychologie ein, untersuchen, wie Zahlen unser Kaufverhalten steuern und zeigen auf, welchen Einfluss verschiedene Faktoren auf unsere Kaufentscheidungen haben.

Verstehen der Preispsychologie: Was ist das eigentlich?

Als Preispsychologie bezeichnen wir das Verständnis dafür, wie Preisinformationen von Konsumenten wahrgenommen, interpretiert und in die Kaufentscheidung einbezogen werden. Es geht darum, wie Preise präsentiert werden und wie sie das Denken, das Fühlen und das Verhalten von Kunden beeinflussen. Das Feld der Preispsychologie ist breit gefächert und vereint sowohl Erkenntnisse aus dem Marketing als auch aus den Verhaltenswissenschaften.

Die Festlegung von Preisen ist mehr als nur die Berechnung von Kosten und Gewinnmargen. Es geht darum, wie ein Preis die Wahrnehmung eines Produktes beeinflusst: Wert, Qualität, Luxus und viele andere Aspekte spielen eine große Rolle. So kann ein höherer Preis zu einer höheren Perzeption von Qualität führen, während ein niedrigerer Preis oft als Schnäppchen wahrgenommen wird und zu Impulskäufen animieren kann.

Bei der Preisgestaltung gibt es viele psychologische Faktoren zu bedenken, darunter die Präsentation des Preises, der Kontext und die Vergleichspreise. Ein tieferes Verständnis für diese Faktoren kann dazu beitragen, bessere Preisentscheidungen zu treffen und den Umsatz zu steigern.

Einfluss der Preisgestaltung auf Kaufentscheidungen

Pro Contra
Verbraucher nehmen Preise oft nicht rational wahr Kanalisierung auf den Preis kann Produktqualität in den Hintergrund drängen
Preissenkungen können kurzfristig die Nachfrage steigern Preissenkungen können den wahrgenommenen Wert des Produkts mindern
Angebotene Vergünstigungen können Verbraucher binden Ständige Preisnachlässe können zu einer Erwartungshaltung führen

Die Psychologie hinter Zahlen: Wie unser Gehirn Preise verarbeitet

Wenn wir ein Produkt sehen, das 9,99€ kostet, assoziieren wir es eher als günstiger im Vergleich zu einem Produkt, das 10,00€ kostet. Kunden nehmen die Ziffern eines Preises von links nach rechts mit abnehmender Intensität wahr. Bei einem Preis von 9,99 bedeutet dies also, dass die neun als der wichtigste Wert wahrgenommen wird – die restlichen 0,99 werden als weniger relevant bewertet und im Wert unterschätzt. Im Gegenschluss bedeutet das auch, dass Preise, die über dieser Grenze (z.B. 1,01€) liegen schnell überschätzt werden. Weil wir den Preis von links nach rechts lesen, nehmen wir den Preis von 9,99€ als bedeutend günstiger wahr, auch wenn der Unterschied nur ein Cent ist.

Die Rolle der Wahrnehmung: Wie wir Preise interpretieren

Die Wahrnehmung spielt eine entscheidende Rolle in der Preispsychologie und im Kaufprozess. Wir interpretieren Preise je nach Kontext, Erfahrung und individuellen Vorlieben unterschiedlich. Hierbei beeinflussen verschiedene Faktoren, von der Art und Weise, wie Preise präsentiert werden, bis hin zur Position des Produkts im Laden, unsere Kaufentscheidungen.

Einer der Schlüsselaspekte ist die Anknüpfung an Emotionen. Ein hoher Preis kann beispielsweise den Eindruck von Qualität und Prestige erwecken, während ein niedriger Preis das Gefühl eines guten Deals oder eines Schnäppchens hervorrufen kann.

In diesem Zusammenhang spielt auch der Ankerpreis eine große Rolle. Hierbei handelt es sich um den Preis, den die Konsumenten zuerst sehen und der als Referenzpunkt für alle folgenden Preise dient. Wenn ein Produkt zuerst für 50€ angezeigt wird und dann für 30€ im Sale ist, wirkt es günstiger. Im Gegensatz dazu hätte das Produkt, wenn es gleich für 30€ eingeführt worden wäre, vielleicht nicht die gleiche Wirkung erzielt.

Hier greift außerdem ein weiterer Effekt im Zusammenhang mit dem Ankereffekt, die „Tendenz zur Mitte“. In vielen Kaufsituationen und Märkten lässt sich bei Angeboten mit mehreren Alternativen beobachten, dass der Absatz in der Mitte am höchsten ist. Wenn Sie beispielsweise Fotokameras verkaufen und den Absatz einer bestimmten Marke steigern möchten, dann positionieren Sie Ihre Wunschkamera so in der Auslage, dass Sie linksseitig von einer günstigeren und rechtseitig von einer deutlich teureren flankiert wird. Der Effekt ist beeindruckend, probieren es aus!

Wir stellen also fest, dass auch der Kontext und die Positionierung des Preises wichtig sind. So kann ein Produkt in der Nähe von teureren Artikeln plötzlich relativ günstig wirken. 

Strategien der Preispsychologie: Von charmanten Preisen und krummen Zahlen

Es gibt verschiedene Strategien in der Preispsychologie, die Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Preisen haben und Kaufentscheidungen beeinflussen können. Hier sind einige davon:

  • Charm Pricing: Wie bereits erwähnt, wird hier der Preis knapp unter eine volle Zahl gesetzt, etwa auf 9,99€ anstatt 10€, um das Gefühl zu vermitteln weniger zu bezahlen.
  • Prestige Pricing: Oberklasse- oder Luxusmarken setzen oft gleich auf runde Zahlen. So wird einem Produkt ein höherer Wert oder mehr Qualität suggeriert. Ein Preis von 100€ wirkt beispielsweise wertvoller als einer von 99,99€. Solche Preise werden unbewusst als höherwertig angesehen.
  • Rabatte und Sonderangebote: Wer hat noch nie "30% Rabatt", "Buy One, Get One Free" oder "Sommerschlussverkauf" gehört? Rabatte und Sonderangebote erzeugen das Gefühl, ein gutes Geschäft zu machen, und können Kunden zu zusätzlichen Käufen bewegen.
  • Verknappung: "Nur noch 3 Stück verfügbar" oder "Angebot endet heute" sind Ausdrücke, die uns dazu bringen, schneller zu kaufen, aus Angst, ein gutes Angebot zu verpassen. Dies wird als Verknappung bezeichnet und ist eine weitere effektive Strategie der Preispsychologie.

Es ist wichtig zu erkennen, dass nicht jeder Kunde auf die gleiche Weise auf diese Strategien reagiert und dass ihre Wirksamkeit von vielen Faktoren abhängt, darunter Produktkategorie, Marke und individuelle Präferenzen. Dennoch sind sie ein wichtiger Bestandteil des Marketing-Mix und können, wenn sie richtig eingesetzt werden, zu einer Erhöhung des Umsatzes beitragen.

Die Positionierung des Preises hat einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung des Kunden und kann sein Kaufverhalten beeinflussen. Es ist dabei nicht nur wichtig, wo der Preis auf dem Etikett oder der Produktseite platziert ist, sondern auch, wo er in Bezug auf andere Produkte im Regal oder auf der Website steht. 

Die vertikale Platzierung eines Preises kann die Wahrnehmung beeinflussen. So wurde in Studien festgestellt, dass Preise, die unterhalb des Produktnamens platziert sind, als niedriger wahrgenommen werden als Preise, die daneben oder darüber stehen.

Aber auch die Reihenfolge, in der mehrere Preise präsentiert werden, kann eine Rolle spielen. Wird zuerst ein hoher Preis genannt und danach ein niedrigerer, dann wird der niedrigere Preis als besonders günstig wahrgenommen.

Die Wahl der richtigen Preispositionierung erfordert ein gutes Verständnis der eigenen Kunden und der Produkte, die verkauft werden. Es ist wichtig, regelmäßig zu prüfen und zu testen, welche Positionierung den größten Erfolg bringt und die Kunden am besten anspricht.

Die Wirkung von Rabatten und Sonderangeboten: Verlockung durch Preisnachlässe

Rabatte und Sonderangebote sind sehr wirkungsvolle Instrumente in der Preispsychologie. Durch die Aussicht auf Ersparnisse können Kunden zum Kauf animiert werden, die vielleicht sonst gezögert hätten. Rabatte verleihen dem Kunden das Gefühl, ein gutes Geschäft gemacht zu haben, und können das Kaufvergnügen erheblich steigern.

Ein klassisches Beispiel ist der Jahresendverkauf oder "Schlussverkauf", bei dem die Preise für eine begrenzte Zeit erheblich reduziert werden. Dies kann dazu führen, dass Kunden zusätzliche Produkte kaufen oder vorzeitig ein Produkt erwerben, das sie sonst später gekauft hätten.

Ein weiteres beliebtes Instrument sind Mengenrabatte, bei denen Kunden einen Preisnachlass erhalten, wenn sie eine bestimmte Menge eines Produktes kaufen. So sind sie vielleicht bereit, mehr zu kaufen, als sie eigentlich benötigen, nur um den Rabatt zu nutzen.

Kritisch wird es, wenn Rabatte so häufig angeboten werden, dass Kunden damit rechnen und Einkäufe gezielt hinauszögern, bis es wieder einen Rabatt gibt. Dies kann sich negativ auf den Gewinn auswirken.

Außerdem sollten Rabatte und Sonderangebote stets so gestaltet sein, dass sie die Wahrnehmung der Marke und des Produktes nicht schädigen. Wenn Kunden den Eindruck haben, dass es sich um ein Produkt von geringerer Qualität handelt, weil es oft rabattiert wird, kann dies zu langfristigen Schäden für das Image der Marke führen.

Fallstricke der Preispsychologie: Wann sie nach hinten losgeht

Obwohl die Prinzipien der Preispsychologie effektiv sein können, können sie auch potenzielle Fallstricke aufweisen. Es ist wichtig, genau darauf zu achten, wie und wann sie angewendet werden, um unerwünschte Effekte zu vermeiden.

Eine Falle, in die manche Unternehmen tappen, besteht darin, die Preise zu niedrig anzusetzen in der Hoffnung, mehr Kunden zu gewinnen. Dies kann jedoch dazu führen, dass Kunden den Eindruck haben, das Produkt sei minderwertig. Ebenso kann eine zu häufige Rabattierung das Image einer Marke untergraben und den Ursprungspreis weniger glaubwürdig machen.

Auch die Methode des "Ankerpreises" kann nach hinten losgehen: wenn zu viele Preise in der Nähe des Ankerpreises sind, kann dies die ganze Strategie sabotieren, weil der Kunde keinen wirklichen Preisunterschied wahrnimmt.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass einige Kunden sich durch "charmante Preise" wie 9,99€ manipuliert fühlen und sich dagegen wehren könnten. Besonders bei hochpreisigen Produkten und Dienstleistungen bevorzugen manche Kunden klare, runde Preise.

Letztendlich ist die effektive Anwendung der Preispsychologie eine Kunst, die sorgfältiges Vorgehen, Verständnis für die Kunden und ständiges Testen erfordert. Nur so kann sichergestellt werden, dass die gewählten Strategien den gewünschten Einfluss auf das Kaufverhalten haben und den Umsatz steigern.

Fazit: Wie man Preispsychologie effektiv einsetzt

Die Preispsychologie ist ein mächtiges Instrument im Vertrieb und Marketing. Sie basiert auf unserem Verständnis von den Denkweisen und Verhaltensweisen der Konsumenten und kann uns dabei helfen, Kunden gezielt anzusprechen, ihre Kaufentscheidungen zu beeinflussen und letztlich den Umsatz zu steigern.

Um Preispsychologie effektiv einzusetzen, ist es wichtig, die eigene Zielgruppe gut zu kennen und mehrere verhaltenswissenschaftliche Aspekte in Betracht zu ziehen. Es geht darum, Erkenntnisse aus der Psychologie mit einer soliden Preisstrategie zu verbinden und immer wieder zu testen und zu optimieren. Wenn dies gelingt, dann kann Preispsychologie ein entscheidender Treiber für Verkaufserfolg und Kundenzufriedenheit sein.


FAQ zur Preispsychologie und deren Einfluss auf unser Kaufverhalten

Was ist Preispsychologie?

Preispsychologie bezieht sich auf die Anwendung psychologischer Phänomene und Techniken im Pricing, mit dem Ziel, die Kaufentscheidungen der Kunden zu beeinflussen und das Preisimage zu verbessern.

Welche Rolle spielen krumme Zahlen in der Preispsychologie?

Die Verwendung von krummen Zahlen wie 9,99 € statt 10 € kann beim Kunden die Wahrnehmung erzeugen, dass der Preis deutlich niedriger ist, als er es tatsächlich ist.

Was versteht man unter Verknappung in der Preispsychologie?

Die Verknappung ist eine Technik, wobei ein Produkt als begrenzt verfügbar dargestellt wird, um das Kaufverhalten zu steuern. Durch diese Methode fühlen sich Kunden häufig motiviert, schneller eine Kaufentscheidung zu treffen.

Wie wirkt das Framing auf das Kaufverhalten der Kunden?

Framing bezeichnet das Einrahmen von Informationen auf eine bestimmte Weise, um die Wahrnehmung zu beeinflussen. Zum Beispiel kann ein Rabatt von 20% größer erscheinen, wenn er als "20% mehr" statt "Sparen Sie 20%" präsentiert wird.

Warum sollte Preispsychologie behutsam eingesetzt werden?

Obgleich die Preispsychologie effektiv das Kaufverhalten beeinflussen kann, soll sie vorsichtig verwendet werden. Übermäßige oder sichtbare Manipulationen können zu Skepsis und Misstrauen bei den Kunden führen und das Image der Marke negativ beeinflussen.

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Zusammenfassung des Artikels

Die Preispsychologie beeinflusst Kaufentscheidungen durch die Art und Weise, wie Preise präsentiert werden. Faktoren wie Rundung von Zahlen, Charm Pricing (Preis knapp unter einer vollen Zahl), Ankerpreis (erster gesehener Preis als Referenzpunkt) und Positionierung des Produkts spielen eine Rolle in der Wahrnehmung eines Angebotes.

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Nützliche Tipps zum Thema:

  1. Studieren Sie die psychologischen Aspekte des Preises, um besser zu verstehen, wie Kunden Kaufentscheidungen treffen.
  2. Verwenden Sie Preispsychologie in Ihrer Preisstrategie, zum Beispiel durch die Verwendung von Preispunkten oder Preisen, die knapp unter einer runden Zahl liegen.
  3. Experimentieren Sie mit verschiedenen Preisstrategien und messen Sie die Auswirkungen auf Ihre Verkaufszahlen.
  4. Verstehen Sie, dass Preispsychologie nicht nur auf den Preis an sich, sondern auch auf den wahrgenommenen Wert eines Produkts oder einer Dienstleistung anwendbar ist.
  5. Bleiben Sie immer ehrlich und transparent gegenüber Ihren Kunden, auch wenn Sie Preispsychologie verwenden.