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Trump, Inflation und Wirtschaft in Europa und den USA
Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle werden von Experten überwiegend als schädlich für die Weltwirtschaft eingeschätzt. Dennoch gibt es einen unerwarteten positiven Effekt: Die Inflation in der Euro-Zone ist rückläufig. Laut Friedrich Heinemann vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) schwächt Trumps Politik den Dollar, was den Euro stärkt und die Importpreise für Dollar-Waren senkt. Zudem dämpft die US-Politik die globale Wirtschaft, was als Inflationsbremse wirkt. Auch die Umleitung chinesischer Güter nach Europa wirkt inflationsdämpfend, solange der Zollkrieg nicht weiter eskaliert.
Die Inflationsrate in der Euro-Zone lag im April bei 2,2 Prozent und damit nahe am Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 Prozent. Sinkende Energiepreise und der starke Euro halten die Teuerung im Zaum. Dies ermöglichte der EZB, die Leitzinsen zum siebten Mal seit dem vergangenen Sommer zu senken. Der Einlagenzins liegt aktuell bei 2,25 Prozent, nachdem er im Juni 2024 noch 4,0 Prozent betrug. In den USA lag die Inflation im März bei 2,4 Prozent. Experten erwarten jedoch, dass die hohen Einfuhrzölle die Inflation in den USA bald wieder anheizen könnten, da Importeure die Zölle auf die Verbraucherpreise aufschlagen werden. Der Leitzins der Federal Reserve liegt zwischen 4,25 und 4,50 Prozent und ist damit deutlich höher als in der Euro-Zone.
„Donald Trump fügt seinen US-Wählern Schaden zu durch höhere Verbraucherpreise, und er schenkt den Europäern eine sinkende Inflationsrate“, sagt ZEW-Volkswirt Heinemann. „Das sind die unerwarteten Folgen von Trumponomics.“
Die US-Wirtschaft schwächelt: Im ersten Quartal schrumpfte sie auf das Jahr hochgerechnet um 0,3 Prozent. Stephan Bales von der KfW-Bank sieht die Ursache in Trumps Wirtschaftspolitik und erwartet, dass sich die Bremswirkung ab Mitte des Jahres noch deutlicher zeigen wird. Trump drängt auf Zinssenkungen, doch Fed-Chef Jerome Powell will zunächst die Auswirkungen des Zollkriegs abwarten. Trump kündigte an, Powell nach Ablauf seiner Amtszeit 2026 zu ersetzen, was die Unabhängigkeit der Federal Reserve infrage stellen könnte.
Unterdessen prüft Tesla-Chef Elon Musk, ob die Federal Reserve Steuergelder verschwendet hat. Musk nannte eine Renovierung des Fed-Hauptsitzes in Washington als Beispiel und stellte die Ausgaben von 2,5 Milliarden Dollar für den Innenarchitekten infrage.
Inflationsrate Euro-Zone (April) | 2,2 % |
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EZB-Ziel | 2,0 % |
EZB-Einlagenzins (aktuell) | 2,25 % |
EZB-Einlagenzins (Juni 2024) | 4,0 % |
US-Inflation (März) | 2,4 % |
Fed-Leitzins | 4,25–4,50 % |
US-Wirtschaftswachstum (Q1, annualisiert) | -0,3 % |
Renovierungskosten Fed-Hauptsitz | 2,5 Mrd. Dollar |
- Trumps Zölle schwächen den Dollar und senken die Inflation in Europa.
- Die EZB konnte die Leitzinsen mehrfach senken.
- In den USA droht eine erneute Inflationssteigerung durch Zölle.
- Die US-Wirtschaft schrumpft, Zinssenkungen werden diskutiert.
Infobox: Trumps Wirtschaftspolitik hat in Europa zu einer sinkenden Inflation geführt, während in den USA die Gefahr steigender Preise und einer schwächelnden Wirtschaft besteht. Die EZB reagiert mit Zinssenkungen, die Fed bleibt abwartend. (Quelle: SZ.de)
Russlands Wirtschaft packt Waffe aus: Deutschland unter Druck
Russland nutzt gezielt wirtschaftliche Abhängigkeiten, um Druck auf Deutschland und die EU auszuüben. Während die Einnahmen aus Öl und Gas für Russland weiterhin bedeutend sind, hat sich der Fokus zunehmend auf Düngemittel verlagert. Im Jahr 2024 stiegen die russischen Düngemittelexporte in die EU laut Reuters um über 33 Prozent auf 6,2 Millionen Tonnen im Wert von mehr als 2,2 Milliarden Euro. Daraus erzielte der russische Staat schätzungsweise 550 Millionen Euro an Steuereinnahmen.
Untersuchungen zeigen, dass russische Düngemittelhersteller stärker in die Kriegsproduktion involviert sind als bisher angenommen. So lieferte EuroChem 38.000 Tonnen Salpetersäure an russische Munitionsfabriken. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs erreichte der Erdgaspreis ein Rekordhoch, was dazu führte, dass etwa 70 Prozent der Ammoniakproduktionskapazitäten in Europa zeitweise stillgelegt wurden. Russische Produzenten nutzten diese Lücke, um ihre Verkäufe auf die EU auszuweiten und ihre Gasüberschüsse durch Düngemittelexporte zu kompensieren.
Russische Düngemittelexporte in die EU (2024) | 6,2 Mio. Tonnen |
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Wert der Exporte | 2,2 Mrd. Euro |
Steuereinnahmen Russland | 550 Mio. Euro |
Salpetersäure an Munitionsfabriken (EuroChem) | 38.000 Tonnen |
Stillgelegte Ammoniakkapazitäten in Europa | ca. 70 % |
Importe aus Russland (20/21 bis 23/24) | +117 % (auf 1,78 Mio. Tonnen) |
Marktanteil Russland am EU-Düngemittelimportmarkt (2022) | 17 % |
Marktanteil Russland am EU-Düngemittelimportmarkt (aktuell) | fast 33 % |
Russland ist mittlerweile der führende Düngemittellieferant für die EU. Seit Beginn des Ukraine-Krieges wurden etwa 6,2 Millionen Tonnen in den Euroraum eingeführt. Die europäische Düngemittelindustrie steht unter Druck: Heimische Produzenten kämpfen mit höheren Arbeitskosten, strengeren Umweltauflagen und schwächerer politischer Unterstützung. Einige europäische Hersteller warnen, dass Russland bereits fast ein Drittel des EU-Düngemittelimportmarktes erobert habe.
Deutsche Landwirte sorgen sich vor Dumpingpreisen aus Russland, da Erdgas für russische Mineraldüngerproduzenten nahezu kostenlos ist. Die EU hat im Januar 2025 angekündigt, Zölle auf bestimmte Düngemittel zu erhöhen, um die russische Wirtschaft zu schwächen. Der Transit dieser Produkte durch die EU in Drittstaaten bleibt jedoch erlaubt, um die weltweite Ernährungssicherheit zu gewährleisten.
- Russland nutzt Düngemittelexporte als wirtschaftliche Waffe.
- Die EU ist zunehmend von russischen Düngemitteln abhängig.
- Europäische Hersteller stehen unter massivem Wettbewerbsdruck.
- Die EU reagiert mit höheren Zöllen auf russische Produkte.
Infobox: Russlands Düngemittelexporte in die EU sind stark gestiegen und verschärfen die Abhängigkeit Europas. Die EU reagiert mit Zöllen, doch die Marktanteile Russlands wachsen weiter. (Quelle: Merkur)
Trumps „strategische Unsicherheit“ setzt US-Wirtschaft weiter zu
Die von US-Präsident Trump geschaffene „strategische Unsicherheit“ im internationalen Handel belastet die US-Wirtschaft zunehmend. US-Finanzminister Scott Bessent bezeichnete die Unsicherheit als Teil der Zollverhandlungen, doch US-Unternehmen wie Ford und Mattel reagierten mit Zurückhaltung. Ford rechnet mit Belastungen in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar durch die Zölle und verzichtete auf eine Prognose. Auch Mattel gab keine Zukunftsaussichten bekannt.
Das US-Handelsdefizit erreichte im März einen Rekordwert von 140,5 Milliarden Dollar, ein Anstieg um 14 Prozent. Die EU bereitet als Reaktion auf die US-Zölle eine Liste mit Vergeltungsmaßnahmen im Wert von 100 Milliarden Dollar vor. Die neuen US-Zölle betreffen derzeit 70 Prozent der europäischen Exporte in die USA, könnten aber auf 97 Prozent steigen, sollten weitere Branchen betroffen sein. Die USA drohen zudem mit Sonderzöllen auf Pharmaprodukte und Halbleiter.
Belastungen für Ford durch Zölle | 1,5 Mrd. Dollar |
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US-Handelsdefizit (März) | 140,5 Mrd. Dollar |
Anstieg Handelsdefizit | +14 % |
EU-Vergeltungsmaßnahmen (geplant) | 100 Mrd. Dollar |
Betroffene EU-Exporte (aktuell) | 70 % |
Betroffene EU-Exporte (potenziell) | 97 % |
Großbritannien und Indien haben ein Freihandelsabkommen abgeschlossen, das 85 Prozent der indischen Zölle auf britische Einfuhren innerhalb von zehn Jahren auf null senkt. Importaufschläge auf Whisky und Gin werden von 150 Prozent auf 75 Prozent reduziert und sollen nach zehn Jahren nur noch 40 Prozent betragen. Zölle auf britische Autos sinken auf 10 Prozent, während Großbritannien Zölle auf Kleidung, Schuhe und Lebensmittel aus Indien senkt.
- US-Unternehmen leiden unter den Zöllen und geben keine Prognosen ab.
- Das US-Handelsdefizit erreicht Rekordwerte.
- Die EU plant Vergeltungsmaßnahmen in Milliardenhöhe.
- Großbritannien und Indien schließen ein umfassendes Freihandelsabkommen.
Infobox: Trumps Zölle führen zu Unsicherheit und hohen Kosten für US-Unternehmen. Die EU bereitet Gegenmaßnahmen vor, während neue Freihandelsabkommen außerhalb der USA geschlossen werden. (Quelle: Manager Magazin)
Quellen:
- Trump, Inflation und Wirtschaft in Europa und den USA
- Wirtschaft vor acht
- McKinsey-Studie: Die wahren Helden der deutschen Wirtschaft
- Russlands Wirtschaft packt Waffe aus: Deutschland unter Druck
- Trumps „strategische Unsicherheit“ setzt US-Wirtschaft weiter zu
- Neumünsters Unternehmen in der Krise: Das erwartet die Wirtschaft von der neuen Bundesregierung